Untersuchung Motorschaden
Heute waren die Temperaturen einigermaßen erträglich, dass ich zusammen mit meinem Kumpel Marcus uns an die Untersuchung des Motorschadens machen konnten. Ein erster Blick zum Riementrieb zeigte bereits, dass einige Teile des neuen Keilrippenriemens herumgeschleudert haben:
Nachdem wir das Fahrzeug aufgebockt und den Unterfahrschutz, die rechte Radhausschale und die rechte Seitenverkleidung demontiert hatten, stellte sich folgendes Bild uns dar:
Als nächstes demontierten wir die Zahnriemenverkleidung, um zu sehen wie es dem Zahnriemen erging. Die Zahnriemenspannung war im Soll und auch sonst sah der Riemen auf der Innenseite sehr gut aus. Lediglich die Außenseite hatte etwas Gummiabrieb, was wohl von verklemmten Stücken des Flachriemens herrührte. Aber auch hier fanden wir Reste des Riemens:
Nach der Demontage der kurbelwellenseitigen Riemenscheibe des Aggregate-Nebentriebs sah es dann gar nicht mehr so gut aus! Die Zugstränge (Stahlseil, in etwa so stark wie Fahrrad-Bowdenzüge) hatten sich um das Kurbelwellenrad des Zahnriementriebs gewickelt und den Zahnriemen ziemlich in die Zange genommen. Letztendlich sind auch Teile dieser Zugstränge unter den Zahnriemen gekommen und haben diesen hochgehebelt, weshalb das Zahnriemenrad durchrutschen konnte.
Nach dem Herunterschneiden der Reste des Flachriemens und Herausziehen der Stahlseile schauten wir uns die Steuerzeiten an. Die Kurbelwelle ließ sich dank entfernter Zündkerzen (gingen ohne Probleme auszubauen und alle sind in Ordnung) recht leicht drehen, auch machte der Motor keine Kratzenden Geräusche dabei.
Als dann nach etwas Dreherei der erste Zylinder auf dem O.T. stand und die Stellung beider Nockenwellen so gar nicht zu dem Arretierungswerkzeug passte, war es uns klar: Der Zahnriemen war definitiv durchgerutscht und die Kolben haben die Ventile berührt! 🙁
Wir starteten dennoch einen Versuch und entfernten den alten Zahnriemen, drehten die Nockenwellen zurück auf deren O.T.-Position und arretierten diese. Nach einer halben Stunde Fluchen wegen der besche*rten Zahnriemen-Spannrolle, hatten wir dann auch soweit erst einmal alles wieder richtig zusammengebaut.
Nun folgte der Kompressionstest der einzelnen Zylinder. Marcus drückte den Kompressionstester in die Kerzenbohrungen und ich kurbelte mit der Ratsche an der Kurbelwelle wie der Teufel. Die Kompressionswerte sehen wie folgt aus:
- Zylinder 1: 0,5 bar
- Zylinder 2: 1,0 bar
- Zylinder 3: 4,0 bar
- Zylinder 4: 1,0 bar
- Zylinder 5: 3,5 bar
Die absolute Höhe der Drücke ist erst einmal egal, da weder der Kompressionstester geeicht ist, noch wir mit händischem Kurbeln ausreichend schnell die Kurbelwelle bewegen können. Auf einen Test per Anlasser haben wir erst einmal verzichtet, da wir nicht wissen, ob wir dem Zylinderkopf damit nicht noch mehr Schaden zufügen. Immerhin hat der Anlasser auch 1,4 kW Leistung.
Es geht vielmehr um die Unterschiede zwischen den Zylindern. Und da sieht es nun mal so aus, dass mindestens die Zylinder 1, 2 und 4 krumme Ventile haben und ggf. Zylinder 3 und 5 nichts oder nur wenig abbekommen haben. Mehr werden wir erst wissen, wenn wir den Zylinderkopf vom Motor demontiert haben.
Update:
Mit meiner neuen Endoskopkamera konnte ich mir als „nicht-invasive“ Methode doch die Kolben und Laufflächen der Zylinder anschauen, um zu entscheiden ob ich den Motor wieder aufbaue…
Update (29.06.2018):
Nachdem der Motor wieder aufgebaut ist und funktioniert, habe ich die tatsächliche Ursache für den Motorschaden herausgefunden: Die Riemenscheibe der Kurbelwelle hat 6 konzentrische Bohrungen und lässt sich daher in 6 Positionen am Zahnriemenrad der Kurbelwelle befestigen. Das Zahnriemenrad jedoch verfügt über einen kleinen Passstift, welcher in eine 7. Bohrung an der Riemenscheibe greifen muss.
Ist dies nicht der Fall, so eiert die Riemenscheibe etwas und belastet den Riementrieb mit seitlichen Bewegungen. Früher oder später nimmt der Riemen einem dies übel und wird beschädigt oder springt einen Zahn über. Im schlimmsten Falle resultieren Schäden wie in meinem Falle daraus.
Bemerkt man beim Festziehen der 6 Ribe-CV M8-Schrauben der Riemenscheibe einen etwas schwammigen Punkt, an dem das Drehmoment von 25 Nm erreicht ist, so ist die Riemenscheibe nicht korrekt positioniert und liegt auf dem Passstift auf und federt nach. In diesem Fall sofort abbrechen und die Riemenscheibe demontieren und erneut richtig ansetzen. Sie muss vollflächig plan aufliegen und darf nicht kippeln!